Gestern, auf Radio Wien, der den Oldies verpflichtet, kam Ginny come lately, ein Song den ich schon lange nicht mehr gehört habe, und der mich an das Jahr 1974 erinnert hat. Witzig dabei war, dass ich den Text auswendig wusste, ohne dass ich mich darum je bemüht hätte. Es muss also einen tiefen Eindruck hinterlassen haben.
Ich war Anfang Jänner 1974 auf der alten MS Europa. Das war damals die Luxusklasse auf dem Meer. Nur 360 Passagiere bei 320 Mann Besatzung.
So hatte jede Kabine einen Butler, der rund um die Uhr, mit allem beschäftigt werden konnte, was einem so einfiel. Der Tag startete mit Frühstück, um 10 Uhr gab es Teetime mit English Cracker, dann Lunch, um 17Uhr dann wieder Teetime mit kleinen Schweinereien, später gings zum Dinner, und damit nicht genug gab es noch Mitternachts Drinks and Music.
An Bord waren ausgewählte Passagiere der Wirtschaft, und man bekam Einladungen zum Frühstück oder zum Dinner von einigen dieser Personen, doch davon später. Ebenso an Bord gab es die Cruisedirektorin, Renate, die ein Auge auf mich geworfen hatte, und ich auch auf sie, denn sie war rothaarig. Ich liebe rothaarige Menschen, ihre Alabasterhaut und die Sommersprossen. Auch ihre gesamte Erscheinung lies nichts zu wünschen übrig. So waren wir zwei uns schnell einig gemeinsam die Reise zu verschönern. Ich war dann meist mehr in ihrer Kabine, denn in meiner. Es begann eine echt wunderbare Zeit, die wir auch auf den Landausflügen teilten. Henry und May, ein Hamburger Ehepaar, dass ich schon kannte, und wir zwei haben uns von den anderen abgesondert, und zu viert eigene Ausflüge unternommen. Auf dem Zusammenschnitt MS Europa ist sie kurz zu sehen.
Um Mitternacht, beim Tanz haben wir zu Ginny come lately eng umschlungen geschwoft. Eines Tages ist es passiert, dass ich überhaupt nicht mehr in meine Kabine gekommen bin, war aber zum Frühstück eingeladen, und musste, nolens wolens, dort im Smoking erscheinen, das hat doch etwas Verwunderung ausgelöst.




